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    Die Privatsphäre ist in Gefahr! So wie Amur-Leopard und sibirischer Tiger 
    scheint sie in einer vernetzten Welt der totalen Kommunikation vom 
    Aussterben bedroht zu sein. Das pfeift jedenfalls jeder Spatz vom Dach, der 
    aufgrund der jüngsten Medienberichte glaubt, das Google-Streetview-Fahrzeug 
    würde ihn beim Duschen filmen. Eines der bedeutendsten Kulturgüter 
    –
    die 
    Privatsphäre also
    –
    
    ist im Begriff, gänzlich zu verschwinden. So die These. 
    Schuld hat wie immer „das Internet“. Es schluckt sie einfach, fertig aus, 
    auf nimmer Wiedersehen. Doch während entrückte Debatten über die 
    vermeintliche Auflösung des Ichs in der digitalen Wirklichkeit einer 
    intellektuellen Elite zwischen Feuilletonist und Soziologie-Professor 
    vorbehalten bleiben, freut sich der Ottonormal-Onliner in erster Linie über 
    schnelle und einfache Kommunikationswege. Dem Internet sei dank. Denn wenn 
    es ein wenig empirischen Realismus neben all den herbeigeschriebenen Hypes 
    und Hysterien gibt, dann doch bezüglich der Frage, warum die Menschen 
    Facebook und andere Dienste wirklich nutzen. 
    Und das nicht zu knapp. 
     
     
    Identitäts- und Beziehungsmanagement
    –
    
    so verkopft beide Wörter klingen – 
    können als wesentliche Nutzungsmotive für soziale Netzwerke im Web (im 
    gemeinen PR-Sprech: Social Media) ins Feld geführt werden. Kurzum: Menschen 
    interessieren sich für Menschen. Darunter fällt auch die eigene Person, denn 
    wir leben nicht isoliert und immer in und durch Wahrnehmung unseres Umfelds. 
    An diesem Umstand hat das Netz nichts geändert. Und es braucht nicht viel 
    Geisteshelligkeit, um zu erkennen, dass „das Internet“ eben auch aus 
    Menschen besteht.  
     
    
     
    Seine Identität ist für den Mensch so gegenwärtig wie noch nie 
    
     
    Menschen kommunizieren in sozialen Netzwerken in erster Linie mit anderen 
    Menschen. Vornehmlich mit solchen, die sie aus dem echten Leben kennen. Auch 
    das ist durch viele wissenschaftliche Studien belegt. Beziehungsmanagement 
    wird das also genannt. Ob man jegliche Form menschlichen Handelns (man denke 
    an morgendliches Waschen als Hygienemanagement oder erotische Spielformen in 
    einer Beziehung als Sexualmanagement) mit jenem unsäglichen Nullwort aus dem 
    Betriebswirtschaftsjargon anreichern muss, ist dabei von nachrangiger 
    Bedeutung.  
     
    Ein Motiv spielt aber bei allen sozialen Netzwerken eine Rolle: 
    das eigene Ich. Wer bin ich und wer will ich sein? Diese urmenschliche Frage 
    wird auf ganz untheatralische Weise wieder präsent. Unser digitales Profil 
    fragt direkt bei der Anmeldung scheinbar selbstverständliche Dinge. Was sind 
    ihre Interessen? Ja, was sind denn meine Interessen? Was ist ihre politische 
    Einstellung? Gute Frage! Viel braucht es nicht (zum Beispiel ausgereiftere 
    Netzwerke und Plattformen), damit deutlich wird, dass die Komplexität hinter 
    einem solchen Selbstentwurf im Prinzip unbegrenzt steigerbar ist. Ob ich 
    psychedelische Kurzfilmschnipsel in virtuellen 3D-Räumen inszeniere oder im 
    StudiVZ ein Fotoalbum vom letzten Malle-Urlaub hochlade, ist in letzter 
    Konsequenz egal. Es geht um den Ausdruck dessen, wer und was wir sind. Ob 
    gutgelaunte Partysau oder postmodern-verstörtes Großstadt-Ravekid
    –
    
    es 
    spielt keine Rolle. Denn viel entscheidender, als die Frage, wer wir sind, 
    ist die Frage, wer wir sein wollen, vor den Menschen und der Welt. Unser 
    Selbstentwurf entsteht nämlich in einem Raum, in dem alle zuschauen. Mehr 
    Menschen, als uns jemals vor dem Internet auf einmal beobachten konnten. Der 
    Vorhang einer riesigen Bühne ist aufgezogen. Dort spielen wir – nicht 
    irgendeine entrückte Geschichte, sondern unser Leben. 
     
     
    
    Der Mensch wird im Digitalen endgültig zum Projektentwurf  
    
     
    Das alles klingt vielleicht übertrieben. Vor allem für diejenigen, die nicht 
    mit zwölf Jahren ganz selbstverständlich Smartphone mit mobilem Web und 
    SchülerVZ-Profil hatten. Und doch: Wer hat sich beim Posten der letzten 
    Statusmeldung nicht die Frage gestellt, wie er damit von den anderen 
    wahrgenommen wird? Na also. Jeder Tweet, jeder kommentierte Facebook-Link, 
    jeder Pinnwand- oder Blogeintrag gibt immer etwas darüber preis, wer wir 
    sind. Und das Entscheidende ist: Ich als Nutzer merke das. Ich werde 
    wahrgenommen, genauer gesagt alles, was ich von mir veröffentliche. Und 
    darum reagiere ich. 
     
    Was sich in sozialen Netzwerken und persönlichen 
    Öffentlichkeiten des Internets dieser Tage abspielt, nennen Soziologen 
    Identitätsbildung durch Selbstnarration. Das, aus mir werden soll, entsteht 
    maßgeblich durch die Geschichten, die ich von mir zu erzählen habe. Kleine 
    wie große. Unser angestrebtes Selbstbild wird damit zum flexiblen 
    Projektentwurf. Und im digitalen Raum findet unsere Identität quasi die 
    perfekte Projektionsfläche für diesen Entwurf. Denn Digitales ist 
    bekanntlich veränderbar, also anpassungsfähig, außerdem beliebig 
    reproduzierbar und gleichzeitig komplett flüchtig. In der Digitalität spannt 
    der Mensch deshalb seine Ansichten, Pläne, Träume und Illusionen variabel 
    für die Umwelt auf. Sein Selbstentwurf wird durch den sozialen Spiegel der 
    anderen Nutzer bestätigt oder abgelehnt. Positives Feedback („Wahnsinn, wo 
    du immer unterwegs bist“) gibt uns das gute Gefühl, auf dem richtigen Weg zu 
    sein. 
     
     
    
    Der digitale Spiegel ist die sinnstiftende Deutungsebene unseres Lebens 
    
     
    „StudiVZ ist wie Bunte lesen – nur mit Leuten, die man kennt.“ Diese Gruppe 
    aus dem VZ-Netzwerk macht unbewusst deutlich, worum es geht. Was im echten 
    Leben passiert, wird im Netz kommentiert, gedeutet, weitergesponnen, 
    verstärkt und neu konstruiert. Da wird die „hammer Party“ vom Vorabend mit 
    ein paar Insidern gespickt noch einmal auf der Pinnwand der Freundin 
    rekapituliert. Was sich natürlich auch einfach per privater Nachricht oder 
    von Angesicht zu Angesicht erledigen ließe. Auf der Bühne des Netzwerks soll 
    es aber sagen: Schaut mal, was wir für eine gute Zeit hatten! Wir sind 
    glücklich im Hier und Jetzt und unser Leben ist toll. Gerne wird diese Form 
    der Kommunikation dann noch einmal aufgeladen, wenn es darum geht, dem 
    Ex-Partner zu demonstrieren, dass man nun wirklich auch ohne ihn Spaß haben 
    kann. So wird jeder Post zum Statement. Unverzichtbar ist, dass Freunde und 
    Bekannte mitlesen. Oder eben der oder die Ex. Ob die Party vom letzten 
    Wochenende wirklich so unverwechselbar toll war, lässt sich für den, der 
    nicht dort war, erst einmal nicht überprüfen. Ist aber auch nicht wichtig. 
    Entscheidend ist, was im Netz daraus wird. Wir können Spaß haben, wir sind 
    glücklich. Und wenn nicht, können wir wenigstens so tun. 
     
    Subtiler geht derjenige vor, der die in Photoshop mit reichlich 
    Kontrasteffekt veränderten Partybilder hochlädt. Dann wandelt sich jedes 
    noch so fade Sit-In mit Bier und Schnaps – bei dem mal wieder nicht viel 
    mehr herumgekommen ist, als sich recht hemmungslos zu betrinken – schnell 
    zum zeitlosen Lebemoment im Andy-Warhol-Chic. Wir sind alle Künstler. 
    Feierkünstler. Lebenskünstler. Auf jeden Fall mehr, als die Realität für uns 
    bereit hält. Überschreiben wir das Album noch mit einer Songtext-Zeile, die 
    wahlweise besonders verträumt, tiefgründig oder intellektuell anmutet, so 
    ist das Gesamtbild fertig konstruiert. Was wir aus unserem Leben im Netz 
    machen, ist genauso veränderbar und beliebig herstellbar wie seine digitale 
    Form. Und es ist flüchtig, denn entgegen der Alltagserfahrung der meisten 
    Social-Webler vergisst das Netz zum Teil eben doch was ich tue – etwa wenn 
    ich alte Fotoalben einfach lösche. Sie sind dann zumindest nicht mehr für 
    die Leute sichtbar, in deren Radius ich meine Identitätskonstruktion 
    auslebe. Bei all dem bleibt wichtig, dass mein Projektentwurf nicht 
    demaskiert wird. Und auch das ist dann gar nicht so neu: Die Menschen 
    wünschen sich Authentizität.  
     
    Mehr Freiheiten hat der User, wenn er aus dem Korsett der sozialen Netzwerke 
    ausbricht und zum Beispiel ein Blog betreibt. Dort wird aus der letzten 
    Fernreise schnell eine spirituelle Ich-Erfahrung erster Güte. Die Zitation 
    aus Bildern, Musik und anderen Dingen, die wir im Netz finden, fügt sich in 
    Blogs schnell zusammen zu einem großangelegten, künstlerischen Projekt der 
    Selbsterzählung. Die Freiheiten der eigenen Inszenierung scheinen unbegrenzt 
    zu sein. Aber jeder noch so banale Pinnwand-Kommentar hat mit der 
    hochaufwendigen Veröffentlichung von persönlichen Lebenserfahrungen im 
    eigenen Blog eines gemeinsam: Er wirkt bedeutungs- und sinnstiftend. Wir 
    ziehen die digitale Nachbearbeitung unserer Erlebnisse wie eine variable 
    Schablone über unser reales Leben. Sie lässt weg, was keiner sehen soll und 
    betont, worüber wir uns definieren möchten. Das funktioniert so gut, weil es 
    so einfach ist. Weil es digital ist. Das Internet wird zur erweiterten, 
    tieferen Bedeutungsebene all unser Handlungen, unserer Hobbys, unserer 
    sozialen Beziehungen, unserer Partnerschaften und damit unserer Identität. 
     
    
     
    Die digitale Wirklichkeit wirkt zurück auf unser „echtes“ Leben 
    
     
    An dieser Stelle wird häufig die Frage aufgeworfen, ob das Internet nicht 
    eben einfach das Internet sei und eigentlich gar nicht viel mit dem realen 
    Leben zu tun habe. Diese Annahme ist – wie unschwer vorauszusehen war – kaum 
    haltbar. Ob nun das Sein das Bewusstsein bestimmt oder andersherum, konnte 
    zwar schon von Marx und Hegel nicht hinreichend geklärt werden. Vieles 
    deutet aber darauf hin, dass die Wahrnehmung von uns selbst durchaus ganz 
    reale Auswirkungen auf unser Leben hat. Und eben auch die Wahrnehmung 
    anderer. Es gibt Menschen, die im Netz in Wortwahl, Semantik und Typographie 
    ganz bestimmten Ästhetizismen folgen, die einer bestimmten Form der 
    Selbsterzählung dienen, im privaten Rahmen aber ganz anders sind. Die 
    hipsterhafte Häufung von Superlativen entzieht sich dabei ganz bewusst einer 
    ernsthaft reflektierten Meinungsäußerung und bedient Funktionsmechanismen 
    einer ganz bestimmten Lebenswelt mit eigenen Codes und Mustern. Und wenn 
    dieser Habitus eben darin Niederschlag findet, immer das hyperaktuellste 
    Musikvideo der neuesten hintertschechischen Indietronic-Band zu posten, die 
    am besten noch gar nicht existiert – ja, dann muss sich eben dieser Mensch 
    vielleicht die Frage gefallen lassen, warum er seine Zeit nicht lieber dafür 
    aufwendet, einem alten Freund zu schreiben. Die Wahrnehmung bestimmt hier 
    ganz konkret die Wirklichkeit. Es herrscht dicke Luft. Online wirkt auf 
    offline zurück.  
     
    Solche Rückkoppelungen haben Störanfälligkeit. Bevor ich einen Menschen 
    richtig kennen lerne, habe ich meist bereits über ein digitales Netzwerk 
    Kontakt hergestellt und mache mir ein Bild. Ich gehe mit bestimmten 
    Erwartungen in das nächste Treffen. Und wenn das aus allerlei interessant 
    erscheinenden Fragmenten zusammengesetzte Bild des Gegenübers bei der echten 
    Begegnung plötzlich gar nicht mehr so attraktiv erscheint, macht sich erst 
    einmal Enttäuschung breit. Ich habe bisher nur die bedeutungsträchtigere 
    Selbst-Erhöhung des anderen gesehen. Ich merke: Das so charmant-intelligente 
    Mädchen, mit der ich irgendwie über Freundesfreunde im Netz in Kontakt 
    gekommen bin, geht auf Partys, die überhaupt nicht besser, hipper und 
    cooler sind als die meisten anderen Partys auch. Der Umgang mit ihren 
    Freundinnen ist entgegen der mit Herzchensymbolen verzierten Treueschwüre im 
    Netzwerk wenig tiefgehend, wenig offen, wenig persönlich. Die Zitate, die 
    sie zur Beschreibung ihres Lebens einstreut, verwandeln sich schnell in eine 
    seltsame Sprachlosigkeit, wenn es im persönlichen Gespräch einmal um 
    wichtige Dinge geht – was man vom Leben erwartet, von der Liebe denkt, wovor 
    man Angst hat. So wird das erste Date zur Stecknadel für die große digitale 
    Seifenblase. 
     
    Internetphobiker sehen darin genug Grund, sich von all dem digitalen Gedöns 
    abzuwenden. Was für ein Irrtum! Vielleicht entsteht aus dem Interesse im 
    Netz ja auch etwas wirklich Wertvolles, das ohne die digitale 
    Kontaktaufnahme nicht zustande gekommen wäre. Der Versuch ist es wert. 
    Niemand streitet ab, dass ein gemeinsamer Tag in Zweisamkeit erfüllender ist 
    als irgendeine Netzerfahrung. Aber die Art und Weise, wie dieses Treffen 
    zustande kommt, welche Erwartungen darin stecken und wie es hinterher im 
    Kontext verarbeitet wird, bestimmt heute zunehmend die digitale Ebene 
    unserer Wirklichkeit. Was wir dort darstellen, wirkt sich immer mehr darauf 
    aus, wie wir im echten Leben handeln. Denn vieles was wir tun, passiert 
    überhaupt nur, weil es diese zweite Wirklichkeit gibt. So manches Foto wäre 
    nicht entstanden, wenn der Fotograf nicht schon während des Auslösens die 
    Absicht gehabt hätte, es in dieser oder jener Form ins Netz zu stellen. 
    Vielleicht höre ich mir ein Album nur an, um später durch das Posten eines 
    Videos den Eindruck erwecken zu können, mich mit dieser Art von Musik 
    auszukennen. Vielleicht würde ich nie einen Marathon laufen, wenn ich dieses 
    Ereignis nicht in einem Blog begleiten könnte, um dort Zuspruch und 
    Anerkennung zu ernten. Im Kleinen kennt jeder dieses Verhalten. 
    Statusmeldungen sind da ein naheliegendes Beispiel. Sie wollen klug  erscheinen (Nietzsche-Zitat) oder emotional (Liedzitat), sie wollen die 
    Innigkeit einer Beziehung unterstreichen („War gestern schön mit dir, Schatz 
    <3“), Freundschaften mehr Bedeutung geben („Morgen. Treffen bei mir. Du bist 
    dabei. Liebe“), dem Ex klarmachen, dass er weißgott nicht mehr gebraucht 
    wird (Partyfotos mit anderen Typen). Und so weiter. Chat-Protokolle, 
    Freundeslisten und Fotoalben sind codierte Teile unseres Selbst. 
    Transkribierte Wirklichkeit. Löschte man sie plötzlich, würde vielen ein 
    Teil ihres Selbst fehlen. 
     
     
    
    Ändert sich jeder Einzelne, ändert sich auch die Gesellschaft 
    
     
    Ist das alles jetzt so schlimm? Es ist auf jeden Fall menschlich. Das Netz 
    schafft nichts gänzliches Neues, es bietet unseren Bedürfnissen nur ein 
    bisher ungeahntes Ventil. Unsere Freunde und Bekannten sehen, wie wir uns 
    darstellen und wer wir sein wollen. Und wir stellen uns diese Frage genauso. 
    Das ist gut. Denn es hilft uns, persönlich zu wachsen, uns kritisch zu 
    hinterfragen, zielstrebiger zu sein, Dinge zu tun, die wir für wichtig und 
    richtig halten und auf Sachen zu verzichten, die bei näherem Betrachten 
    überflüssig sind oder uns hemmen. Solange wir uns dem Diktat der Masse nicht 
    unterordnen und uns die Fähigkeit bewahren, Fehltritte und die Vergangenheit 
    mit Humor zu sehen, kann uns diese neue, digitale Wirklichkeit nur helfen. 
    Man könnte auch sagen: Wenn alle hinschauen, was ich mache, bin ich eher 
    geneigt, das Beste aus mir herauszuholen.  
     
    Wäre da noch die Sache mit der Privatsphäre. Mark Zuckerberg hat dazu in 
    einem Interview sinngemäß folgendes gesagt: Wir werden transparent, und das 
    ist wichtig. Warum noch trennen zwischen unseren sozialen Rollen? Warum hier 
    Dinge sagen, für die wir uns dort schämen? Wir übernehmen heute mehr 
    Verantwortung für alles, was wir tun. Zuckerberg zeigt, wohin die Richtung 
    geht. Es ist nicht weniger als die Vision einer neuen Gesellschaft. Echte 
    Privatsphäre (und nicht etwa das Auffinden meiner Emailadresse durch einen 
    Adressbuch-Abgleich auf Facebook) bleibt schützenswert. Aber am Ende braucht 
    der Personalchef gar nicht mehr in meinem privaten Online-Profil schnüffeln. 
    Viele sagen heute schon: Wenn ein Unternehmen mich wegen meiner Partyfotos 
    nicht will, ist es wohl auch nicht das richtige für mich.  
     
    Wie es am Ende tatsächlich kommt, hängt von so vielem ab. Utopien auf der 
    einen Seite bedienen das Klischee vom mündig-aufgeklärten Netzbürger in 
    einer zivilisierteren Welt. Fortschrittspessimisten proklamieren eine 
    digitale Kluft, in der das Netz auch wieder nur den etablierten Eliten 
    nützt. Wenn das Internet aber als die Kommunikationsinfrastruktur unserer 
    Zeit uns Menschen zu transparenteren, verantwortungsvolleren, 
    eigenständigeren, kritischeren, selbstbewussteren und sozial integrierteren 
    Individuen macht, dann ist der revolutionäre Auftrag, der dieser Technologie 
    immer wieder zugeschrieben wird, mehr als erfüllt. Und wir leben am Ende 
    vielleicht doch ein erfüllenderes Leben in einer besseren Gesellschaft. 
    Persönliche Projektentwürfe sind da keine schlechte Idee. Denn der Mensch 
    strebt letztendlich doch nach dem Guten.   | 
    
     
    Der Autor 
     
     
    
      
     
    
    Philipp Laage, Jahrgang 1987, hat Kommunikationswissenschaft und BWL
    an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster studiert und ist Volontär 
    bei der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.  |